Sie sind berühmt, sie unterhalten, sie sind Vorbilder für eine ganze Region oder sogar ein ganzes Land, Sie erwecken Hoffnung, Sie werden gefeiert – Sie sind unsere Fußball Helden.

Sie haben alles, was sich die meisten Menschen wünschen: Ansehen, Freunde, Geld. Wir bejubeln sie bei unserem Lieblings Fußball Club in der Bundesliga oder Champions League, fiebern mit Ihnen bei Europa-und Weltmeisterschaften, trauern mit Ihnen bei verlorenen Spielen und freuen uns auf das nächste Fußball Spiel – bis die Schattenseite unserer Lieblingsspieler bekannt wird.

Immer mehr Fälle von erfolgreichen Bundesligisten und Nationalspielern kommen zu Tage. Auf einmal wird bekannt, dass die, die alles hatten, alles verloren haben. Freunde, Ansehen, Vermögen. Unsere Helden haben bekannt gegeben, dass sie an Spielsucht leiden.

Doch wie kann es überhaupt so weit kommen?

Das fragen sich die meisten Menschen. Psychologen sind weniger überrascht als die zahlreichen Fans und sagen, dass es gar nicht so schwer ist als erfolgreicher Sportler spielsüchtig zu werden. Einige werden sagen, dass die eh schon extrem gutbezahlten Fußballer immer mehr möchten, immer gieriger werden und Schwäche zeigen, indem Sie nicht aufhören können weiter zu zocken. So einfach ist es aber nicht.

Denn die glamouröse Welt des Fußballs lässt sich gut vereinbaren mit der ebenso glamourösen Welt des Casinos.

Denken wir mal an die großen Casinos in Monte Carlo, Macau und Las Vegas. Hier sind die Stars und Sternchen Dauergäste, werden mit Einladungen überschüttet. Britney Spears, Celine Dion und andere Megastars geben über mehrere Jahre hinweg exklusive Konzertshows, die Monate im Voraus ausverkauft sind. Was also soll verwerflich daran sein, ins Casino zu gehen und die eine oder andere Runde Poker zu zocken, das Rouletterad zu drehen oder die Walzen an den unzähligen Spielautomaten drehen zu lassen? Nichts!

Zumal die Casinos gern prominente Gäste an Ihren Poker und Kartentischen sitzen haben und nicht mit Einladungen an berühmte Sportler geizen. Selbst einer der wichtigsten Sportlerpreise, „Sportler des Jahres“ wird in der angesehenen Casinostadt Baden Baden vergeben. Und schauen wir uns mal die Werbungen großer Wettanbieter, Casinos und Pokeranbieter an. Diese begegnen uns im täglichen Leben, selbst bei großen Sportveranstaltungen geben sich vor allem international bekannte Wettanbieter die Klinke in die Hand.

Daher ist es wenig verwunderlich, dass es einige Sportler ins Casino, online Casino oder einen Pokertisch zieht. Nicht nur in Profi - Fußballerkreisen sind Glücksspiele äußerst beliebt.

Auch im Handball und anderen Sportarten ist es kein Geheimnis, dass gerne gezockt wird. Von einer privaten Pokerrunde mit Trainern oder Spielerkollegen bis hin zu online Casino Spielen von Nationalspielern während diverser WMs, ist hier alles dabei.

Betroffene erzählen ihre Geschichte

So kam es schließlich auch, dass der ehemaligen Profifußballspieler René Schnitzler, der sehr erfolgreich für Borussia Mönchengladbach und den FC St. Pauli spielte, bekannt gab spielsüchtig gewesen zu sein. Schon früh beschäftigte er sich mit der Welt rund ums Casino und beschloss schließlich mit seinen Kollegen die ein oder andere Runde zu zocken. Und hier fing alles an: Im Rotlichtviertel Hamburgs. In einem unscheinbaren Gebäude stand er – der Pokertisch, der sein Leben verändern sollte.

René Schnitzler als erfolgreicher Profifußballer

Es geht um das Jahr 2008, in der er sich das erste Mal an einen der faszinierenden Tische setzte. Doch schon schnell langweilt er sich. Er gewinnt nicht und lenkt sich mit einer Essensbestellung ab.

Die Einsätze waren ihm nicht hoch genug und er wartete lieber bis irgendwo ein richtiges Turnier stattfand. Doch es kam was kommen musste, immer öfter hat man ihn nun an diesem Tisch anfinden können. Erst einmal pro Woche, dann 3 mal pro Woche und schon sehr bald saß Schnitzler mit anderen vermögenden Spielern, deren Berufsbezeichnungen alle möglichen exotischen Bereiche abdeckten, nun fast täglich die ganze Nacht dort und zockte.

Morgens schliefen Sie, abends spielten Sie. Einer seiner Freunde, war der Geschäftsführer dieses Spieletablissement. Er betrieb außerdem einen Stripclub und hat sich ein kleines Vermögen aufgebaut. Mit ihm durchlebte Schnitzler gute und schlechte Zeiten. Ab und zu gab es Streit, doch dies ist laut Schnitzler normal unter Spieler “freunden“.

In dieser Zockerhölle spielte sich Schnitzler um sein Vermögen, er konnte nicht aufhören. Nicht die Gier am Geld hielt ihn davon ab, es war die Faszination, wie er sagt. Die Illusion alles im Griff zu haben, war der Auslöser bzw. die Motivation seiner Sucht. Er spielte sich, wie so viele andere Spieler, über seine Verhältnisse. Selbst für einen Profifußballer, der ein ordentliches Gehalt kassiert und eigentlich locker für seine Zukunft ausgesorgt haben müsste, waren die Pokerbeträge teilweise in schwindelerregende Höhen gerauscht, die nicht mehr kontrollierbar wurden. Dies führte dann schließlich auch dazu, dass René Schnitzler sich an der Wettmafia beteiligte.

Die Schuldenfalle

Er geriet in die Schuldenfalle, was ihn schließlich zu illegalen Wetten mit Spielmanipulationen führte. Er wollte mit den großen Spielerhaien mithalten. Haie sind Spieler, die das Spielen besser als jeder andere in der Runde beherrschen. Schnitzler wollte zu ihnen gehören, hat es aber leider nicht geschafft.

Er blieb ein kleiner Fisch und rutschte in kriminelle Wettkreise ab. Er gab zu vom niederländischen Wettpaten Paul Rooij eine Summe von unglaublichen 100.000 EUR erhalten zu haben, um die Ausgänge von mind. 5 FC St. Pauli Spielen zu manipulieren. Er betont jedoch, dass er die Manipulation nicht ausgeführt hat, woraufhin er durch Paul wüste bedroht wurde. So wollte er Schnitzler die Knie brechen, falls dieser nicht das tut was er gerne hätte-Spiele manipulieren.

typische Pokerrunde

Immer häufiger erschien er unausgeschlafen und ungeduscht zum Fußball Training, er vertröstete seine Zockerfreunde mit den Worten, in 2 Stunden wieder zurück zu sein. Und so ging es dann tatsächlich einige Zeit, dass der Profifußballer zwischen der Wetthalle und dem Fußballplatz hin und her pendelte. Wenn seine Kollegen schliefen, pokerte er und verlor. Er verstrickte sich immer tiefer in die Unterwelt des illegalen Wetteinsatzes und flog eines Tages auf.

Es kam wie es kommen musste. Der DFB sperrte ihn bis September letzten Jahres, Profifußballer Karriere beendet, Ansehen verloren, Geld weg.

Statt erfolgreich auf dem Fußballplatz für einen der großen Fußballvereine zu stehen, ist sein Terminkalender voll mit Gerichtsterminen. Mit hohen Schulden versucht er sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Dass er lange eine Therapie abgelehnt hat zeugt davon wie unbewusst ihm die prekäre Lage war und entschied sich erst dazu professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, als er bereits alles verloren hat.

"Zockerliga - ein Profi packt aus"

Er hat ein Buch geschrieben, um andere Sportler, die eigentlich alles haben zu warnen bzw. ein Vorbild zu sein. Im guten wie im schlechten Sinne. Das Buch nennt sich "Zockerliga - ein Profi packt aus" und erschien im Jahr 2011. Hier gibt er ein bedenkliches Beispiel bekannt, das erahnen lässt, wie sehr er in die Spielsucht reingerutscht ist.

In seiner Zeit bei Bayer Leverkusen hielt ein Spieler einen Hut von Dimitar Berbativ am Flughafen, in den jeder Spieler 500 EUR einzahlen sollte. Gewinner ist derjenige, dessen Koffer zuerst auf das Gepäckband fiel.

René Schnitzler mit seinem Buch "Zockerliga"

Dies lässt nur ansatzweise erahnen in welchem Teufelskreis sich Schnitzler befand. Das Spielen bzw. Zocken, um Kleinigkeiten mit extrem hohen Geldbeträgen bestimmte sein Leben. War kein Pokertisch zur Stelle, wurde eben mal schnell eine Wette für eine Belanglosigkeit erfunden.

Schnitzler gilt zwar als absoluter Extremfall, doch keineswegs als Einzelfall. Dachten doch die meisten Menschen, dass Spielsucht meist im Kleinbürgertum auftritt, ist eigentlich das Gegenteil der Fall. Beim Kleinbürgertum geht es nach zahlreichen Studien tatsächlich um die Sucht nach großen Gewinnen. Spieler zocken um zu gewinnen. Bei wohlhabenden, erfolgreichen Personen geht es jedoch eher um Faszination. Faszination alles im Griff zu haben, sich mächtig zu fühlen.

Dietmar Hamann - süchtig nach Cricket Wetten

Dietmar Hamann in seinen besten Fußballer Zeiten

Dies zeigt auch unser anderer Fall. Dietmar Hamann, ehemaliger Nationalspieler gab ebenfalls bekannt eine Spielsucht während einer schweren Lebenskrise entwickelt zu haben. Bei ihm ging es weniger um Casinospiele oder Pokerspiele, vielmehr ging es um Cricket Sportwetten. Nachdem er sich im Jahre 2006 von seinem Fußball Club FC Liverpool verabschieden musste und auch noch seine Ehe scheiterte und seine Frau die beiden Kinder schnappte um zurück nach Deutschland zu gehen, brach eine Welt für Dietmar Hamann zusammen und stürzte sich in die Welt der Sportwetten und Alkohol.

So verlor er auf einen Schlag 346.000 EUR. Er interessierte sich schon immer sehr für Cricket und blieb auch gerne mal wach, wenn ein Spiel irgendwo auf der Welt gerade nachts stattfand.

Besonders angetan hat ihm das „spread betting“, was mehr Denkleistung verlangt, da es sich um komplexere Wettstrategien handelte. Er liebte es sein Gehirn zu fordern und vergaß so, was er eigentlich anrichtete.

Eines Tages machte es Klick

Es war der Morgen nach einer langen Nacht, bei der er beim online Wetten eine Riesensumme verlor. Es war das Cricket Länderspiel Australien gegen Südafrika, das es schaffte einen Schalter bei Hamann umzulegen.

Cricket als beliebtes Sportwettenobjekt

Dies war auch bitternötig, denn hinzu kommt, dass Hamann auch noch ein Alkoholproblem hatte, das soweit führte, dass er im Jahr 2009 wegen Trunkenheit am Steuer seinen Führerschein für 16 lange Monate abgeben musste. Außerdem gab er zu bereits in seinem letzten Jahr bei Manchester City zu viel Alkohol getrunken zu haben. Entschuldigen tut er dies mit dem Aus seiner Ehe. Der übermäßige Genuss von Alkohol war die logische Konsequenz für das Auseinanderfallen seiner Ehe.  Doch nach dem hohen Geldverlust nach dem Cricket Länderspiel wurde Hamann endlich klar, dass er ein Problem hatte und stellte sich seinen Problemen. Er nahm die Dinge in die Hand und ordnete sein Leben neu.

Auch er schrieb ein Buch: „The Didi Man: My Love Affair with Liverpool“, das der „Daily Mirror“ teilweise veröffentlichte. Er verfällt aber nicht in Selbstmitleid, sondern bleibt auf dem Boden und durchaus realistisch.

Der ehemalige Fußballer, der im Jahr 2000 Fußballgeschichte schrieb, als er beim letzten Spiel im Wembley Stadion das 1:0 für Deutschland gegen England traf, ist sich durchaus bewusst, dass er privilegiert ist und keinen Grund hat sich großartig zu beschweren und einen Grund für seine Spielsucht erfinden zu müssen. Nein, Hamann weiß sehr genau, dass jeder Mensch harte Zeiten hat, auch erfolgreiche Fußballer haben mit emotionalen Krisen zu kämpfen, genauso wie Niedrigverdiener, die eine Großfamilie zu ernähren haben. Diese sind Hamann’s Meinung nach, ernsthafte Problem, die wohlhabende Fußballer nicht kennen und er daher keine Entschuldigung für seine ehemalige Misere suchen möchte.

Starke Worte zweier Ex Fußball Profis, die sich zurück ins Leben gekämpft haben und endlich das persönliche 1:0 für sich selbst, gegen die Sucht getroffen haben.

Wie kann man sich schützen?

Natürlich sind dies Extremfälle, und keineswegs gang und gebe in Sportlerkreisen, dennoch kommt es vor und sollte nicht ignoriert werden. Klar sind Spielhallen, glamouröse Casinos und online Casinos nicht automatisch gefährlich oder führen zu einer Spielsucht.

Casinos dienen in erster Linie der Unterhaltung. Das Spielerlebnis sollte im Mittelpunkt stehen. Pokerrunden mit Freunden sollten nicht den Spaß Faktor verlieren. Viele Spieler reizen die verschiedenen Spielstrategien, andere Spieler möchten einfach nur zum Spaß einen Spielautomaten betätigen.

So lange alles im Rahmen bleibt gibt es nichts Verwerfliches am Glücksspiel. Die meisten online Casinos bieten außerdem einem extra Abschnitt an, der sich vollkommen der wichtigen Rubrik „sicheres Spielen“ widmet. Weiterhin gibt es online Tests, die die Spieler davor warnen sollen, ob eine Gefährdung des Spielverhaltens vorhanden ist. Verpassen Sie auch nicht diesen Artikel, der sich sehr ausführlich mit dem Thema „verantwortungsvolles Spielen“ befasst und mit zahlreichen Links zu entsprechenden Internetseiten Spielsucht gefährdete Spieler hilfreich zur Seite steht.